Pattensens Geschichte

Schon ein kurzer Blick in die Chronik lässt erkennen, dass alle Stadtteile eine weit zurückreichende, geschichtliche Entwicklung aufzuweisen haben und oftmals auch im Brennpunkt der Ereignisse standen:

Die günstige Lage an zwei Fernhandelswegen sowie die besondere Güte des Bodens, der Pattenser Börde, bestimmen die Entwicklung der Stadt. Schon früh kann Pattensen mit dem Sitz eines „Gogrefen“ (hochdeutsch: Gaugraf) überörtliche Bedeutung gewinnen.
Die Gogrefenämter gehören zu den überkommenen Stammeseinrichtungen der Cherusker und späteren Sachsen:

Ende des 12. Jahrhunderts errichten die Grafen von Hallermund dort, wo sich heute das Rathaus befindet eine Burg, um die Handelswege überwachen zu können.
Von ihnen erhält die Bürgerschaft auch die ersten Stadtrechte. Im 13. Jahrhundert wird Pattensen von den Welfenherzögen in die Rechte einer vollwertigen Stadt erhoben. Die Befestigungsanlagen werden ausgebaut: Pattensen erhält einen breiten Graben, einen Wall mit Mauer, befestigte Tore.

Pattensen ist in dieser Zeit ein bedeutender Marktort. Davon zeugt eine 1928 gefundene Münze, die die Umschrift „MONETA IN PATTENH“ trägt. 
Sie wurde zwischen 1217 und 1220 in einer von den Hallermunder Grafen in Pattensen unterhaltenen Münzstätte geschlagen.

Pattensen entwickelt sich außerdem zu einem regionalen Kirchenzentrum. Bereits im 9. Jahrhundert, mit der Christianisierung der Sachsen, soll hier eine „Urpfarrei“ eingerichtet worden sein. Später wird Pattensen Sitz eines Archidiakonats des Bistums Minden, zu dem auch die Kirchen Hannovers gehören. Herausragende Bedeutung erhält die Stadt aber zur Zeit der Reformation:
Der zum Landessuperintendenten des Fürstentums Calenberg-Grubenhagen bestellte Reformator Antonius Corvinus hat hier seinen Amtssitz. 
In Pattensen findet auch die erste große Kirchensynode des Landes statt. Im Zuge der Gegenreformation durch Herzog Erich II. wird Corvinus 1549 in Pattensen verhaftet und bis 1552 in der Feste Calenberg eingekerkert.
Wälle und Mauern schützen die Stadt nicht immer vor Krieg und Zerstörung.
Mehrere Male wird sie erobert und niedergebrannt.
Besonders stark trifft es Pattensen in der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-1523), in der die Stadt dreimal erobert und bis auf die Grundmauern eingeäschert wird. Ebenso hat das Calenberger Land im 30jährigen Krieg schwer zu leiden.
Bis zum Ende des 30jährigen Krieges werden Stadt und Land viermal überfallen und ausgeplündert.
Zu jener Zeit ist Pattensen immer wieder Wohnsitz des Herzogs und Versammlungsort vieler Landtage. Als jedoch Herzog Georg von Calenberg im Jahre 1636 seine Residenz nach Hannover verlegt, verliert Pattensen an Bedeutung.

Pattensens Entwicklung wird auch von großen Bränden unterbrochen. Die letzten und schwersten ereignen sich in den Jahren 1655 und 1733:
Am 1. Februar 1655 brennen innerhalb einer halben Stunde 110 Wohnhäuser und 200 Scheunen und Ställe nieder.
Am 23. September 1733 werden 126 Wohnhäuser und 144 Scheunen ein Opfer der Flammen. 
16 Einwohner finden den Tod.

Mit dem Wiederaufbau erhält Pattensen, die heutige Altstadt, ein neues Gesicht.
Auch die Ortschaften des Calenberger Umlandes können auf ein hohes Alter zurückblicken.

Hüpede wird bereits 1033 als „hupida“ urkundlich erwähnt. Eine ältere Wasserburg auf dem Gelände des Gutshofes wird in der Hildesheimer Stiftsfehde zerstört.
Der Name „oride“ taucht für das heutige Oerie ebenfalls in dieser Urkunde aus dem Jahre 1033 auf. Seit 1974 bilden Hüpede und Oerie gemeinsam eine Ortschaft.

Vardegötzen und Thiedenwiese werden Anfang des 11. Jahrhunderts als „Fritegotessin“ und „Tiadikashem“ urkundlich erwähnt.

Jeinsen. Das älteste Gebäude in Jeinsen ist zweifellos die St. Georgs-Kirche, deren Turm im frühgotischen Stil und somit vor etwa 700 bis 800 Jahren errichtet wurde. Baureste, die man hier bei Ausschachtungen fand, sowie eine Reliefplatte deuten sogar auf ein früheres Gebäude aus dem 9. Jahrhundert hin.
Infolge der Reformation wurde Jeinsen 1580 Sitz einer Superintendentur. – Der Ort hat bis heute seinen historischen Charakter bewahrt.

Koldingen erlangt besondere Bedeutung als Sitz einer Amtsverwaltung. Infolge seiner Grenzlage zwischen dem Bistum Hildesheim und den welfischen Territorien ist es häufig umstritten.
Das Schloss „Coldingen“ wird 1353 erwähnt. Es gelangt 1372-1380 an die Bischöfe von Hannover, die es zu einem Amtsschloss umbauen.
Im Jahre 1523 wird „Coldingen“ wieder welfisch. Es bleibt Amtssitz; das Amt erhält jedoch einen neuen Bezirk, der 1643 auf Kosten des Amts Calenberg vergrößert wird und bis zur Auflösung 1852 bestehen bleibt. Das schlossartige „Amtshaus“ in Koldingen erinnert noch heute an diese Zeit.
Die Geschichte des Dorfes Reden wird bestimmt von dem gleichnamigen Rittergut das um 1227 erstmalig erwähnt wird und seitdem ununterbrochen im Besitz der von Redenschen Familie ist.

In Schulenburg hat vor allem die Ruine der Feste Calenberg historische Bedeutung. Die Ende des 13. Jahrhunderts von Otto dem Strengen gegen die Bischöfe von Hildesheim errichtete Burg, die dem „Land zwischen Deister und Leine“ seinen Namen „Calenberger Land“ gegeben hat, dient den welfischen Herzögen lange Zeit als Residenz und Verwaltungssitz.
Im 30jährigen Krieg wird die Feste zerstört und bis 1867 als Sitz einer Amtsverwaltung genutzt. Die oberirdischen Reste der ehedem stattlichen Befestigungswerke sind noch erkennbar.

Auf dem südlichsten Punkt des heutigen Stadtgebietes, dem Schulenburger Berg, liegt das zwischen 1857 und 1866 errichtete Schloss Marienburg. 
König Georg V. von Hannover hatte es in neugotischem Stil für seine Frau Marie als Sommerresidenz errichten lassen.
Die beeindruckende Anlage ist von einem über 2000 Jahre alten Befestigungswerk umgeben, dessen mächtiger Erdwall fast die gesamte Kuppe des Berges umschließt.

Den Cheruskern mag die alte Wehranlage als Fluchtburg bei den Eroberungszügen der Römer in Germanien gedient haben; in ihr haben auch die Sachsen vor den fränkischen Heeren Karls des Großen Schutz gefunden. So tragen Berg und Burg die Kunde von Ursprung und Bedeutung des Calenberger Landes in die heutige Zeit.

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